Seit 550 Jahren liegt die kleine Kapelle, von der wir weder Patrozinium noch Stifter kennen, am Kätzenbach außerhalb der Altstadt. 1473 erbaut, wurde sie bereits 1482 und 1525 erweitert und umgebaut. Ab 1559 bildete sie mit dem benachbarten Siechenhaus eine Einheit. Hierher kamen die, die zu krank waren, um weiter in der Mitte der Gesellschaft zu leben. Lepra (und das, was man fälschlicherweise dafür hielt) war eine der gefürchtetsten Seuchen des Mittelalters. Während die Pest so schnell tötete, dass eine Quarantäne gar keine Option war, konnte der Verlauf der Lepra jahrzehnte dauern. Da das Ansteckungsrisiko groß war, entstanden in fast allen größeren Städten im Mittelalter Siechenhäuser und Kapellen vor der Stadt. Hier, an der Straße nach Beinstein, lebten die Kranken, arbeiteten in ihrem eigenen Siechengarten und wurden auch an der Kapelle bestattet. Die Stadt durften sie nur unter strengsten Vorsichtsmaßnahmen betreten, etwa um zu betteln oder etwas zu kaufen - mit der lauten Klapper hatten sie andere vor sich zu warnen und Abstand zu halten.
Mit dem Verschwinden der Lepra wurden auch die Siechenhäuser zunehmend zu Armenhäusern, so auch in Waiblingen. Die Kapelle war schon im 19. Jahrhundert nicht mehr als Gotteshaus in Gebrauch, erst war sie Schießhaus, dann Waschküche, HJ-Versammlungsstätte und Vereinsheim. Schließlich stand sie ganz leer. Das Siechenhaus war bereits 1972 abgerissen worden. Seit 2011 hat der Heimatverein Waiblingen maßgeblich dazu beigtragen, dieses architektonische Kleinod zu erhalten und die Recherchen zu seiner Geschichte aufzunehmen. Baufachliche Untersuchungen haben in den letzten Jahren spannende Erkenntnise geliefert, die weitere Forschungen nach sich ziehen.
Was es mit den lebensgroßen Heiligenbildern, den rätselhaft angebrachten Lepraspalten und dem Gewölbekeller unter der Kapelle auf sich hat, erfahren Besucherinnen und Besucher in regelmäßig stattfindenden Führungen. Zu besonderen Anlässen, etwa dem Tag des Offenen Denkmals oder der Museumsnacht, finden kostenfreie öffentliche Führungen statt.
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